Liebe Trader,
Werte aus dem Chemiesektor haben aktuell einen schweren Stand. Angesichts der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen halten sich viele Kunden mit Bestellungen zurück, während hohe Kosten und sinkende Absatzpreise für Basis- und Spezialchemikalien auf die Margen drücken. Dies bekommt aktuell auch der Chemikalienhändler Brenntag, aktuell Rang 11 der Gesamtauswahl der Trendstabilitäts-Rangliste, zu spüren.
Brenntag muss über deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang quittieren - Verhaltener Ausblick
Im abgelaufenen Q3 musste Brenntag einen deutlicheren Umsatzrückgang von 5,10 auf 4,10 Mrd. Euro hinnehmen, während der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) um knapp 17 % auf 381 Mio. Euro sank. Damit konnte Brenntag die Konsenserwartungen der Analysten nicht ganz erfüllen. Auch unter dem Strich schnitt der Chemikalienhändler mit einem Nettogewinn von 176,3 Mio. Euro deutlich unter Vorjahreswert (246,9 Mio. Euro) schwächer als erwartet ab. Zu schaffen machte Brenntag einmal mehr die insgesamt verhaltene Nachfrageentwicklung im Kerngeschäft mit Basischemikalien und Spezialitäten, zumal viele der Bestandskunden von Brenntag nach wie vor auf hohen Lagerbeständen sitzen. Immerhin scheint sich die Nachfragesituation langsam wieder zu normalisieren, wobei CEO Christian Kohlpaintner im Anschluss an die Q3-Zahlenvorlage immerhin von einer leichten sequenziellen Nachfragebelebung sprach. Trotz des leichten Silberstreifs am Horizont zeigte sich Brenntag für das laufende Fiskaljahr wenig optimistisch. So rechnet man für 2023 lediglich mit einem bereinigten operativen Gewinn (EBITA) am unteren Ende der konzerneigenen Prognosespanne von 1,3 bis 1,4 Mrd. Euro.
Sparmaßnahmen sollen für mehr Profitabilität sorgen!
Gegensteuern möchte Brenntag angesichts des nach wie vor herausfordernden Marktumfelds nun mit weiteren Sparmaßnahmen und Effizienzsteigerungen. Durch Umstrukturierungen in der Verwaltung und im Vertrieb will man für mehr Effizienz und deutliche Entlastungen auf der Kostenseite sorgen. Gleichzeitig will Brenntag seine Kostenbasis durch die Schließung weiterer 25 kleinerer Standorte und den Abbau von rund 300 Stellen weiter optimieren. Damit knüpft Brenntag an seine bewährte Strategie aus dem Krisenjahr 2022 an, wobei es dem Chemikalienhändler gelang, sich dank der erfolgreichen Umsetzung des mittlerweile abgeschlossenen Effizienzsteigerungs-Programms "Project Brenntag", das die Schließung von knapp 100 kleineren Standorten und den Abbau von insgesamt 1,300 Stellen beinhaltet hatte, erfolgreich gegenzusteuern.
Brenntag kündigt strategische Neuaufstellung an!
Mittel- bis langfristig setzt Brenntag auf eine strategische Neuaufstellung, um nach einem Übergangsjahr 2023 wieder erfolgreich auf den Wachstumskurs zurückkehren zu können. So kündigte Brenntag im Rahmen seines jüngsten Capital Markets Day eine tiefgreifende Umstrukturierung seiner Geschäftsaktivitäten an. So will Brenntag die Entflechtung der beiden Kerngeschäftsfelder mit Basis- und Prozesschemikalien (Essentials) und Spezialitäten für bestimmte Branchen wie die Lebensmittel-Industrie (Specialities) vorantreiben und gleichzeitig die Organisationsstruktur weiter verschlanken. Dadurch sollen beide Konzernsegmente nicht nur mehr Handlungsspielraum erhalten, was in Verbindung mit einer weiteren Optimierung der Kostenbasis letztendlich auch der Marge zugutekommen soll. Damit trägt Brenntag letztendlich wohl auch der Forderung einiger aktivistischer Investoren Rechnung. Unter anderem hatten sich der britische Hedgefonds Primestone, der knapp 2 % der Brenntag-Anteile hält, sowie der US-Finanzinvestor Engine Capital, der sich mit rund 1 % bei Brenntag eingekauft hat, für eine Zerschlagung von Brenntag starkgemacht. Durch die Abspaltung und den Verkauf der Speciality-Sparte könnte der Unternehmenswert von Brenntag inklusive eines Aktienrückkaufprogramms signifikant gesteigert werden, so die Einschätzung des US-Finanzinvestors. Sollte Brenntag der Empfehlung des Finanzinvestors folgen, könnte der Unternehmenswert von Brenntag auf rund 140 Euro/ Aktie gesteigert werden, heißt es in einem Anfang Februar veröffentlichten Schreiben.
Brenntag setzt auf bewährte Langfrist-Strategie!
Obwohl das Konzernmanagement mit den auf dem Capital Markets Day angekündigten Maßnahmenpaketen die Weichen auf eine strategische Neuaufstellung stellt, die eine Entflechtung der beiden Kerngeschäftsfelder abzielt, will das Konzernmanagement unter der Führung von CEO Kohlpaintner nichts überstürzen. Die neue Konzernstruktur soll erst in 2026 vollständig umgesetzt werden, wobei man im Anschluss neue Optionen, die ua auch eine Aufspaltung des Brenntag-Konzerns oder einen Verkauf von Teilbereichen beinhalten könnten, evaluieren will. Bis dahin setzt Brenntag auf die Fortsetzung seiner bewährten Langfrist-Strategie, die sich auch während der Corona-Krise bestens bewährt hat. Durch die Umsetzung von Effizienzsteigerungen und konsequenten Sparmaßnahmen will Brenntag den bereinigten operativen Gewinn bis 2026 um 7 bis 9 % p.a. verbessern, nachdem man hier zuvor eine operative Gewinnsteigerung von 6 bis 8 % p.a. angepeilt hatte. Entsprechend rechnet auch der Analystenkonsens ab dem kommenden Fiskaljahr wieder mit etwas mehr Aufwärtsdynamik beim Ergebnis. Nach einem Übergangsjahr 2023, für das ein EPS-Rückgang auf 5,34 Euro/Aktie erwartet wird, dürfte der Gewinn je Aktie in 2024 auf 5,66 Euro zulegen, während für 2025 laut Konsens bereits mit einem EPS von 6,15 Euro gerechnet wird. Bullisch präsentiert sich auch die Price-Action bei Brenntag, zumal sich die Aktie trotz der insgesamt schwachen Sektorstimmung stabil im Bereich des 52-Wochenhochs behaupten kann. Nachdem bei Brenntag zuletzt größere Rücksetzer mit Käufen beantwortet wurden, sollte der Breakout auf ein neues Jahreshoch zeitnah die übergeordnete Trendfortsetzung einleiten!
Viele Grüße
Martin Springmann
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