Liebe Leser,
Software eats the World, sagen sie im Silicon Valley. Selbst in der Autobranche entfaltet dieses Dogma nun seine Kraft. Die deutschen Autobauer haben Schwierigkeiten zu Tesla aufzuschließen, weil sie es nicht schaffen, die Software-Basis schnell genug zu entwickeln, mit der zum Beispiel Updates automatisch eingespielt werden können. Jedes Auto von Tesla ist ein Datensammler, füttert ein gewaltiges neuronales Netz und hilft dabei, autonomes Fahren zukünftig möglich zu machen. Software dominiert alles und Firmen mit ausgezeichneter Software-Expertise können auf ein hervorragendes Marktumfeld blicken.
Die Software AG steht im Schatten von SAP
Auf dem Spitzenplatz der Trendstabilitäts-Rangliste befindet sich derzeit die Aktie der Software AG. Der zweitgrößte deutsche Software-Konzern hat sich in den vergangenen Jahren unter der Ägide des seit Anfang 2018 amtierenden Vorstandschefs Sanjay Brahmawar, nach jahrelanger Durststrecke zu einem profitablen Software-Konzern mit internationalem Format gewandelt. Mit dem Anfang 2019 implementierten Strategieprogramm "Projekt Helix" richtet Brahmawar den Software-Konzern konsequent auf neue Zukunftsfelder rund um Data-Analytics, IoT-Anwendungen und Cloud-Computing aus.
Digitalisierung nimmt Fahrt auf
Damit ist man bestens positioniert, um von anziehenden Unternehmensinvestitionen in die Digitalisierung und neue Cloud-Infrastrukturen profitieren zu können. Seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie hat sich diese Entwicklung massiv beschleunigt, da viele Unternehmen für die neuen Herausforderungen unzureichend vorbereitet sind. Hier lauert mittelfristig enormes Wachstumspotential, zumal laut einer Erhebung des Branchenverbands BitKom im laufenden Jahr nur jedes vierte Unternehmen in neue Digitalisierungsprojekte investieren will. Dies dürfte sich nach Einschätzung des Branchenverbands ab dem kommenden Jahr ändern, wobei man nach dem durch die aktuelle Krise verursachten Umsatzrückgang für 2021 wieder von deutlicheren Zuwächsen für die IT-Branche ausgeht.
Fokussierung auf Cloud- und IoT macht sich bezahlt
Neue Trends wie Dezentrales Arbeiten, Videokonferenzlösungen für Business-Meetings, Fernunterricht und Telemedizin oder der Boom im Online-Handel erfordern neben neuen, leistungsfähigen IT-Strukturen auch eine komplette Neustrukturierung der gesamten Unternehmensabläufe. Um den Anforderungen des digitalen Alltags in der Corona-Krise gerecht zu werden und gegenüber der Konkurrenz nicht den Anschluss zu verlieren, sind viele Unternehmen daher gezwungen, massiv in die Digitalisierung zu investieren. Die Software AG erweist sich hier mit ihrem runderneuerten Kernportfolio um die Digital Business Plattform, IoT-Lösungen und Integrations-Software zur nahtlosen Migration von IT-Systemen in die Cloud als kompetenter Partner bei der Umsetzung konzern-übergreifender Cloud- und Digitalisierungsprojekte. International renommierte Unternehmen wie Bosch, Black & Decker, Dürr oder der Telekom-Konzern Telstra vertrauen auf die Expertise des Darmstädter Software-Konzerns, wobei man zuletzt weitere Neukunden hinzugewonnen haben dürfte. Dies belegt der deutliche Zuwachs beim Auftragseingang, der im abgelaufenen Q2 um satte 32% angezogen hatte und damit deutlich höher als von Analysten erwartet ausfiel.
Umstellung auf SaaS-basiertes Vertriebsmodell sorgt für höhere Margen!
Ein weiterer Kernpunkt des von Vorstandschef Brahmawar implementierten Strategieprogramms beinhaltet neben dem kompletten Umbau des Datenbank- und Software-Portfolios auch eine Neuausrichtung in der Produktvermarktung. In diesem Zusammenhang stellt die Software AG den Vertrieb auf ein SaaS-basiertes Modell um, was für planbare und wiederkehrende Erlöse sorgt und auf lange Sicht deutlich höhere Margen als der Verkauf von Software-Lizenzen abwirft. Kurzfristig drückt die laufende Umstellung auf ein abo-basiertes Vertriebsmodell jedoch auf die Profitabilität, was im abgelaufenen Q2 für einen operativen Gewinnrückgang von knapp 26% gesorgt hatte. Dennoch schnitt man dabei besser als von Analysten erwartet ab, wobei vor allem die operative Marge trotz eines Rückgangs von 6,5 Prozentpunkten auf 20,2% positiv überrascht hatte.
Prognosen trotz Krise bestätigt - Metzler hebt auf Buy!
Aufgrund der dynamischen Entwicklung beim Auftragseingang wurde die Jahresprognose im Anschluss bestätigt, wobei man trotz der Risiken in Zusammenhang mit der aktuellen Krise eine bereinigte operative Marge von 20 bis 22% anpeilt. Nach Abschluss der strategischen Neuaufstellung setzt sich die Software AG wesentlich ambitioniertere Ziele und peilt bis 2023 eine operative Marge von 23 bis 25% an, während die Umsatzerlöse erstmals die Marke von 1 Mrd. Euro überschreiten sollen. Die Experten vom Bankhaus Metzler zeigten sich in einer kürzlich veröffentlichten Studie von den Fortschritten der neuen Unternehmensstrategie beeindruckt und hoben ihre Einstufung von "Hold" auf "Buy" an. Auch das Kursziel wurde dabei deutlich von 32 auf 50 Euro nach oben revidiert.
Viele Grüße
Simon Betschinger