NEW YORK (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro <EU0009652759> ist am Dienstag erstmal seit fast vier Jahren über die Marke von 1,18 US-Dollar gestiegen. In der Spitze wurden im europäischen Handel 1,1830 Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt. Allerdings war das hohe Niveau nicht von Dauer, denn der Kurs kam wieder etwas zurück: In New York wurden zuletzt 1,1778 Dollar bezahlt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,1810 (Montag: 1,1720) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8467 (0,8532) Euro.
Der Euro ist zum Dollar schon länger wieder im Aufwind, denn Anfang des Jahres war er noch der Parität zum Dollar nahe. Allein neun Prozent habe die Gemeinschaftswährung in den letzten drei Monaten zugelegt, so Devisen-Experte Volkmar Baur von der Commerzbank. Damit sei es eines der besten Quartale überhaupt gewesen. "Vieles davon ist allerdings mehr auf US-Dollar-Schwäche als auf Euro-Stärke zurückführen. Der US-Dollar-Index verlor nämlich im ersten Halbjahr 10,7 Prozent gegenüber einem Korb an Währungen und verzeichnete damit den schwächsten Jahresstart seit 1973."
Nach der Zollunsicherheit, die ab Anfang April die Finanzmärkte erschüttert hatte, setzten jüngst Zinssenkungsfantasien mit Blick auf die US-Notenbank Fed den Dollar unter Druck. Die Blicke richten sich daher auf die am Donnerstag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten. "Sollten die Arbeitsmarktdaten schwach ausfallen, dürfte die Sache noch relativ klar sein. Eine deutliche Überraschung nach unten würde die Erwartungen an eine Zinssenkung im Juli erhöhen und den US-Dollar weiter schwächen", erklärt Baur.
Ein guter Arbeitsmarktbericht wäre laut dem Commerzbank-Experten allerdings im Gegenzug nicht unbedingt für den Dollar positiv. "Sollte der Markt trotz eines guten Arbeitsmarktes weiterhin erwarten, dass die Fed trotzdem die Zinsen senken wird, dürfte dies den US-Dollar deutlich belasten." Denn damit würden Marktakteure anfangen, eine "politische Fed" einzupreisen. Das hieße, dass die US-Notenbank eher politischem Druck nachgeben würde, als sich bei ihrer Zinspolitik nach realen Wirtschaftsdaten zu richten.
Die am Dienstag veröffentlichten Konjunkturdaten aus den USA und aus dem Euroraum konnten dem Markt kaum Impulse verleihen. In der Eurozone zog die Inflation im Juni leicht an. Sie deckt sich nun mit dem mittelfristigen Inflationsziel der Europäischen Zentralbank EZB von zwei Prozent.
In der US-Industrie verbesserte sich derweil die Stimmung im Juni etwas deutlicher als erwartet. Der Einkaufsmanagerindex ISM verbuchte den ersten Anstieg nach vier Rückgängen in Folge, blieb aber unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Laut dem Analysten Constantin Lüer von der NordLB wird also weiterhin pessimistisch in die Zukunft geblickt. "Ein zentrales Problem für die befragten Unternehmen bleibt weiterhin die teils diffuse Lage bei den Zöllen", betonte er./la/tih/stw