Um bei der Geldanlage erfolgreich zu agieren, sollten Sie sich nicht nur auf Ihre Anlagestrategie verlassen. Ebenso wichtig ist es, sich mit der eigenen Psyche auseinanderzusetzen. Kennen Sie die Schwächen der menschlichen Psyche, können Sie typische Fehler bei der Geldanlage leichter vermeiden.
Blicken Sie über den Tellerrand!
Ein Phänomen, das sich in vielen Depots beobachten lässt, ist das sogenannte Home Bias. Damit ist die Vorliebe der Anleger für Basiswerte ihres jeweiligen Heimatmarktes gemeint. So stehen bei deutschen Anlegern z.B. der DAX oder Unternehmen wie Daimler und Siemens hoch im Kurs. Erklären lässt sich die Vorliebe damit, dass Firmen des Heimatmarktes den meisten Anlegern vertrauter sind. Man kennt ihre Marken, Produkte oder Dienstleistungen und hat das Gefühl, die Geschäftsentwicklung dieser Firmen besser einschätzen zu können als die von internationalen Wettbewerbern.
Dennoch sollten Sie dem vermeintlichen Heimvorteil nicht blind vertrauen, denn nicht immer sind die heimischen Unternehmen diejenigen mit der günstigsten Bewertung. Ein Vergleich mit internationalen Wettbewerbern kann attraktivere Investitionsmöglichkeiten zutage fördern. Zugleich erreichen Sie mit der Berücksichtigung ausländischer Aktien oder Indizes eine bessere Risikoverteilung im Depot.
Nur nicht übertreiben!
Die Neigung, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen (sog. Overconfidence Bias) kann sich ebenfalls zu einem Problem entwickeln. Dabei lässt sich wohl jeder nach einem Erfolg gern feiern, ist dieser doch ein Beleg dafür, alles richtig gemacht und Topleistungen erbracht zu haben. Doch an der Börse kann dies schnell zur Überschätzung der eigenen Fähigkeiten führen. Man hat das Gefühl, alles im Griff bzw. den Markt unter Kontrolle zu haben, besonders nach einer Reihe erfolgreich abgeschlossener Trades. Doch dieses Gefühl ist eine Illusion, denn der Markt lässt sich nicht kontrollieren.
Problematisch ist die Überschätzung der eigenen Möglichkeiten deshalb, weil sie dazu führen kann, von der ursprünglichen Anlagestrategie abzuweichen. In dem Bestreben, „recht haben zu wollen“, wird dann zu lange an Investments festgehalten, die sich nicht wie erwartet entwickeln. Ein Fehler, der nicht selten teuer bezahlt werden muss, den man aber mit der konsequenten Verwendung von Stoppkursen vermeiden kann.
Bewerten Sie jeden Euro gleich!
Eine viel zitierte Regel erfolgreicher Investoren lautet: „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen.“ Das klingt einfach und logisch. Doch warum fällt es vielen Anlegern schwer, genau danach zu handeln? Der Grund dafür liegt einmal in der menschlichen Psyche. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die Bewertung von Gewinnen und Verlusten von einem Bezugspunkt (in der Regel vom Einstandspreis eines Investments) abhängig gemacht wird. Dabei fiel auf, dass der subjektive Wert, der einem identischen Geldbetrag beigemessen wird - sei es nun ein Gewinn oder ein Verlust -, mit zunehmender Entfernung von diesem Bezugspunkt abnimmt.
Die nachfolgende Grafik veranschaulicht anhand einer Wertefunktion, welchen subjektiven Wert ein Anleger einem bestimmten Gewinn bzw. Verlust beimisst. Aus dem Verlauf der Funktion lässt sich erkennen, dass die menschliche Psyche dazu neigt, anfänglichen Gewinnen und Verlusten einen höheren subjektiven Wert beizumessen. Steigt eine Aktie nach dem Kauf beispielsweise um einen Euro, ist die Freude darüber groß. Weitere Gewinne werden zwar ebenfalls positiv wahrgenommen, allerdings mit abschwächender Tendenz. Ein Anstieg der Aktie um weitere zwei Euro ist natürlich auch erfreulich. Doch der emotionale Nutzen dieser Entwicklung wird nicht mehr genauso hoch bewertet wie der des ersten Wertzuwachses von einem Euro.
Subjektive Bewertung von Gewinnen und Verlusten
Ähnlich verhält es sich mit Verlusten. Verluste werden generell als schmerzlich empfunden, zeigen sie doch, dass bei der Investitionsentscheidung offensichtlich ein Fehler gemacht wurde. Und die Konfrontation mit eigenen Fehlern empfinden die meisten Menschen als unangenehm. Hinzu kommt, dass ein Verlust meist stärker bewertet wird als ein Gewinn in gleicher Größe. Ein verlorener Euro wiegt psychologisch betrachtet also schwerer als ein gewonnener Euro. Fällt eine Aktie nach dem Kauf um einen Euro, schmerzt der Verlust sehr. Weiten sich die Verluste aus, tritt jedoch ein Gewöhnungseffekt ein. Weitere Verluste werden also nicht mehr mit derselben Intensität wahrgenommen wie anfängliche Verluste. Oftmals lässt sich dann eine Resignation beobachten, die zu irrationalen Überlegungen wie „Jetzt brauche ich auch nicht mehr zu verkaufen“ führt.
Wider den Dispositionseffekt!
Die abnehmende Sensitivität bei der Bewertung von Gewinnen und Verlusten führt im Ergebnis oftmals dazu, dass gewinnbringende Positionen zu früh aufgelöst werden, um den ersten Gewinn, der emotional am höchsten bewertet wird, zu sichern. Umgekehrt wird an Verlustpositionen in der Hoffnung auf eine künftige Erholung zu lange festgehalten. Dieses Verhalten wird auch als Dispositionseffekt bezeichnet. Statt Gewinne laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen, verleitet uns unsere Psyche dazu, genau gegenteilig zu handeln. Die Folgen können fatal sein, insbesondere mit Blick auf den Gewöhnungseffekt bei sich ausweitenden Verlusten. Erinnern Sie sich: Um einen Verlust von 10% auszugleichen, benötigen Sie einen Gewinn von 11%. Haben Sie mit einem Investment 50% verloren, ist eine Verdopplung des verbliebenen Kapitals nötig, nur um wieder das Ausgangsniveau zu erreichen. Ein probates Mittel wider den Dispositionseffekt ist einmal mehr der konsequente Einsatz von Stopps. Damit können nicht nur Verluste begrenzt (z.B. Stop-Loss), sondern auch Gewinne laufen gelassen werden (z.B. Trailing Stop) - ganz im Sinne der wohl bedeutendsten Investmentregel.
Eine ausführliche Erläuterung der genannten Fachbegriffe finden Sie in unserem Glossar.
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