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Volatilität - So nutzen Sie Kursschwankungen!

Marcus Landau
Redakteur Marcus Landau

Produktmanager bei der DZ BANK

  • Volatilität misst die Preisschwankungen eines Basiswerts innerhalb eines bestimmten Zeitraums
  • Historische Volatilität gibt Auskunft über das Ausmaß von Kursschwankungen in der Vergangenheit, implizite Volatilität über das Ausmaß der künftig erwarteten Kursschwankungen
  • Volatilität bei der Produktauswahl berücksichtigen
Marcus Landau
Redakteur Marcus Landau

Produktmanager bei der DZ BANK

Es liegt in der Natur der Sache, dass an den Finanzmärkten die Kurse der verschiedenen Anlageformen schwanken. Die Ausschläge nach oben und unten sind dabei mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Wie sich diese Bewegungen messen lassen, was es mit der erwarteten Schwankungsbreite auf sich hat und wie Sie die verschiedenen Volatilitäten nutzen können, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

 

Als aktive Anleger stoßen Sie früher oder später auf den Begriff der Volatilität. Er stammt aus der Statistik und beschreibt die Schwankung, also das Ausmaß der Bewegungen von bestimmten Parametern. In der Finanzwelt ist die Volatilität das Maß für die Höhe der Kursausschläge, beispielsweise von Aktien, Indizes, Anleihen, Währungen und Rohstoffen. Definiert ist die Volatilität als Standardabweichung der Veränderungen der Tagesrenditen über eine bestimmte Periode - hochgerechnet auf ein Jahr (annualisiert).

 

Historische Volatilität

Man unterscheidet zwischen der historischen und der impliziten Volatilität. Die historische Volatilität misst die Preisschwankungen in der Vergangenheit und gibt damit Aufschluss über die Preisfluktuationen eines bestimmten Finanzproduktes in einem festgelegten Zeitraum (z.B. 30 Tage oder 1 Jahr). Mit der Betrachtung der historischen Volatilität eines bestimmten Basiswertes haben Sie ein Hilfsmittel an der Hand, um damit dessen Risiko einschätzen zu können. Vereinfacht gilt dabei: Je höher der Wert der Volatilität, umso höher ist das Risiko von größeren Kursausschlägen.

 

Anhaltspunkt für künftige Schwankungsbreite

Zwar lassen sich aus den historischen Daten keine Rückschlüsse über künftige Bewegungen ableiten, allerdings haben Sie damit einen Anhaltspunkt, um die künftige Schwankungsintensität des entsprechenden Finanzproduktes zu bewerten. Die nachfolgende Tabelle zeigt beispielsweise die historischen Volatilitäten der DAX-Werte in den letzten 30 Handelstagen (Stand: 23.04.2018). Innerhalb dieses Betrachtungszeitraums zeigt die Aktie von Vonovia die geringsten Schwankungen, während die Aktie von adidas die größten Ausschläge offenbart. Aktien, die sich stark bewegen und damit eine hohe Volatilität zeigen, können geeignete Basiswerte für kurzfristige Trading-Strategien auf Basis von technischen Handelsansätzen sein. Sie sollten sich dabei allerdings des größeren Risikos bewusst sein, dem Sie bei Basiswerten mit hohen Kursschwankungen ausgesetzt sind. Basiswerte mit weniger starken Kursschwankungen eignen sich dagegen für Investmentstrategien, bei denen zur Erzielung von Gewinnen keine oder keine großen Kursbewegungen des Basiswertes nötig sind. Beispiele sind Anlagen in defensiv ausgestaltete Aktienanleihen, bei denen der Basispreis deutlich unterhalb des aktuellen Kursniveaus des Basiswerts liegt, oder Discount-Zertifikate, die einen hohen Abschlag zum aktuellen Kurs des Basiswerts aufweisen. Das heißt allerdings nicht, dass Basiswerte mit einer niedrigen historischen Volatilität in Zukunft nicht stärker schwanken können. Zugleich kann eine niedrige Volatilität auf einen stabilen Aufwärtstrend des jeweiligen Basiswerts hinweisen.
 

Historische Volatilität DAX-Werte 30 Tage (aufsteigend)

Name

Volatilität

Name

Volatilität

Vonovia

14,18

Fresenius Medical Care

23,62

BMW

16,41

Thyssenkrupp

23,8

Deutsche Telekom

16,54

Bayer

24,92

Beiersdorf

17,17

Fresenius

25,23

SAP

17,45

Continental

26,12

HeidelbergCement

18,01

Linde

26,41

Merck

18,43

Daimler

27,21

Allianz

18,98

Covestro

28,05

Münchener Rück

19,67

Deutsche Bank

28,75

Henkel VZ

19,76

Infineon Technologies

29,67

BASF

19,78

Volkswagen VZ

29,97

Siemens

20,31

Deutsche Lufthansa

31,35

Deutsche Post

21

Commerzbank

31,96

Deutsche Börse

21,81

RWE

34,03

E.ON

22,62

Adidas

35,97

Quelle: menthamedia, Stand: 23.04.2018
Die Angaben in der Tabelle beziehen sich auf die Vergangenheit und sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.

Angaben über die Volatilität eines bestimmten Basiswertes finden Sie auf dzbank-derivate.de im entsprechenden Steckbrief. Navigieren Sie dazu in der Fundamentalanalyse von „TheScreener“ auf die dritte Seite. Dort finden Sie auch den sogenannten Value at Risk (VaR), der im Finanzwesen als Standard zur Bestimmung, Steuerung und Überwachung von Risiken weit verbreitet ist. Bei der Berechnung fließt die historische Volatilität mit ein.

 

Implizite Volatilität

Neben der historischen Volatilität gibt es die implizite Volatilität. Sie dient als Maß für die aktuell am Markt erwartete Schwankungsbreite für die nächsten Tage, in der Regel 30 Tage. Abgeleitet wird die implizite Volatilität aus den am Markt tatsächlich gehandelten Optionen auf die jeweiligen Basiswerte, beispielsweise den EURO STOXX 50. In diesen realen Optionspreisen, die am Markt durch Angebot und Nachfrage gebildet werden, stecken die realen Erwartungen der Marktteilnehmer und damit auch Emotionen wie Angst und Gier. Nicht umsonst werden Volatilitätsindizes wie der VSTOXX für den EURO STOXX 50, der VDAX-NEW für den DAX oder der VIX für den S&P 500 als „Angstbarometer“ bezeichnet.

 

Fallende Aktienkurse = steigende implizite Volatilität

Volatilitätsindizes geben Aufschluss über die aktuelle implizite Volatilität und ihre Beobachtung kann Ihnen dabei helfen, Rückschlüsse auf die Verfassung der jeweiligen Märkte zu ziehen. So können Extremwerte auf der Unterseite Anhaltspunkte für eine übermäßige Sorglosigkeit sein, während Extremwerte auf der Oberseite Angst, ja sogar Panik signalisieren können. Diese Interpretation hat folgenden Hintergrund: Vereinfacht ausgedrückt führt eine sinkende Nachfrage nach Optionen zu Absicherungszwecken zu niedrigeren Optionspreisen und damit tendenziell zu einer sinkenden impliziten Volatilität. Auf der anderen Seite führt ein steigender Absicherungsbedarf zu höheren Optionspreisen und damit zu einer steigenden impliziten Volatilität.

 

Am Aktienmarkt gibt es dabei einen grundsätzlichen Zusammenhang. Steigen die Kurse, sinkt in der Regel die implizite Volatilität. Umgekehrt kommt es in Phasen größerer Korrekturen zu deutlich anziehenden impliziten Volatilitäten. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht dieses grundsätzliche Wechselspiel am Beispiel des DAX und dessen Volatilitätsindex VDAX-NEW. Dieses am Aktienmarkt zu beobachtende Wechselspiel trifft jedoch nicht auf alle Anlageklassen zu. Beispielsweise können Rohstoffe wie Gold oder Erdöl steigende implizite Volatilitäten sowohl in Phasen fallender als auch in Phasen steigender Kurse aufweisen, wenn die entsprechenden Bewegungen dynamisch ausfallen.
 

Entwicklung von DAX und VDAX-New
Quelle: menthamedia, Stand: 23.04.2018
Der Chart veranschaulicht die Wertentwicklung in der Vergangenheit. Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

 

Implizite Volatilität bei der Produktauswahl beachten

Der Blick auf die impliziten Volatilitäten hilft Anlegern nicht nur bei der Einschätzung der Verfassung des Marktes, sondern auch bei der Auswahl der entsprechenden Produkttypen. Denn bei einigen Derivaten spielt die implizite Volatilität eine große Rolle bei der Berechnung der Preise. Beispielsweise sind Optionsscheine umso günstiger, je geringer die implizite Volatilität ist. Zieht die implizite Volatilität an, verteuern sich die Produkte. Erfahrene Trader können mit Optionsscheinen daher in Phasen niedriger impliziter Volatilitäten entweder auf steigende Volatilitäten spekulieren oder Optionsscheine zu Absicherungszwecken einsetzen.

 

Der Erwerb anderer Produkte ist wiederum vorteilhaft in Phasen von hohen impliziten Volatilitäten. Dazu gehören beispielsweise Discount-Zertifikate und Aktienanleihen. Solche Produkte zu kaufen, wenn die impliziten Volatilitäten Extremwerte am unteren Ende aufweisen, ist dagegen wenig sinnvoll, weil daraus eine erhöhte Wahrscheinlichkeit resultiert, dass die impliziten Volatilitäten wieder anziehen, was sich negativ auf die Preisentwicklung des entsprechenden Produktes auswirken kann. Ferner gibt es Produkte, auf deren Preisberechnung die implizite Volatilität nahezu keinen Einfluss hat. Dazu gehören Knock-Out-Produkte wie Turbo-Zertifikate und Mini-Futures.

 

Eine ausführliche Erläuterung der genannten Fachbegriffe finden Sie in unserem Glossar.

 

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