Starker Rückenwind für Gold – Preis nähert sich Allzeithoch
Nach mehreren Wochen volatiler Seitwärtsbewegung zeigt sich der Goldpreis derzeit von seiner starken Seite. So stieg der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls innerhalb von zwei Handelstagen um mehr als 2,5% und notiert aktuell bei rund 4.350 US-Dollar. Damit flirtet der Goldpreis mit seinem Allzeithoch vom vergangenen Oktober bei 4.378 US-Dollar. Ausgangspunkt der jüngsten Aufwärtsbewegung war die Sitzung der US-Notenbank vom 10. Dezember, die zwar keine Überraschung in der Höhe der Leitzinssenkung, jedoch hinsichtlich der Tonalität der geldpolitischen Kommunikation brachte.
Die Fed senkte den Leitzins wie erwartet um 25 Basispunkte und signalisierte zugleich eine geldpolitische Ausrichtung, die „taubenhafter“ bzw. expansiver ausfiel als vom Markt ursprünglich erwartet. Eine erste positive Kursreaktion am Goldmarkt folgte zwar daraufhin. Marktteilnehmer interpretierten die Kombination aus einer weiterhin erhöhten US-Inflation und der Bereitschaft der Fed, weitere Zinsschritte einzuleiten, als klares Signal für weiter sinkende Realzinsen in den USA – ein Umfeld, das sich für Gold als unverzinste Anlageklasse besonders günstig auswirkt. Zudem sorgte die Ankündigung eines Anleihekaufprogramms, im Rahmen dessen die Fed monatlich kurzlaufende US-Staatsanleihen im Wert von 40 Mrd. USDollar kaufen soll, für niedrigere Renditen bei den zweijährigen US-Staatsanleihen.
Die ausgeprägtere Kursreaktion am Goldmarkt setzte jedoch erst später ein, als Daten zur aktuellen Lage am US-Arbeitsmarkt veröffentlicht wurden. Laut US-Arbeitsministerium stieg die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zuletzt um 44.000 auf 236.000. Dies entspricht dem stärksten wöchentlichen Anstieg seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020. Marktbeobachter hatten einen Anstieg auf lediglich 220.000 Anträge erwartet. Diese Entwicklung stützt die Erwartung, dass die US-Notenbank bei ihren künftigen Sitzungen weitere Leitzinssenkungen in Betracht ziehen dürfte – ein potenzielles Szenario, das den Goldpreis zusätzlich beflügelte.
Weiteren Rückenwind erhielt das gelbe Edelmetall durch eine parallele Abschwächung des US-Dollars. Der Dollar-Index fiel auf ein Mehrwochentief, wodurch Gold für Investoren außerhalb des Dollarraums attraktiver wurde. Nicht nur Leitzinssenkungen, sondern insbesondere auch die potenzielle Schwächung der Fed-Unabhängigkeit durch politische Eingriffe belasten derzeit den US-Dollar. So betonte US-Präsident Trump erneut in einem Interview mit dem Wall Street Journal am vergangenen Freitag seine Forderung nach aggressiven Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank. Er erklärte dabei, er erwarte, dass sich der nächste Fed-Vorsitzende künftig mit ihm in geldpolitischen Fragen abstimmt. In einem solchen Umfeld dient Gold als ultimativer sicherer Hafen gegen wirtschaftspolitische Volatilität.
Gleichzeitig blickte der Goldmarkt nicht nur auf die USA, sondern auch auf Indien. Die dortige Regulierungsbehörde der Pensionskassen hatte erstmals entschieden, Gold-ETFs als zulässige Anlageklasse für die nationalen Altersvorsorgeprogramme freizugeben. Damit haben indische Rentenfonds künftig die Möglichkeit, einen Teil ihres derzeit rund 130 Milliarden US-Dollar umfassenden verwalteten Vermögens in goldgedeckte Produkte zu investieren. Dies könnte einen strukturellen Wendepunkt für die institutionelle Goldnachfrage in dem Land darstellen, das weltweit den zweitgrößten Goldverbrauch hat. Zwar fällt die Allokationsquote bei maximal 1% des verwalteten Vermögens zunächst konservativ aus, jedoch signalisiert dieser Schritt ein wachsendes Vertrauen in Gold als langfristige strategische Komponente in indischen Pensionsportfolios – ein Schritt, der langfristig neues institutionelles Kapital in den Markt bringen dürfte.
Fazit: Fed-Geldpolitik und Trump bestimmen derzeit die Richtung
Gerade die Kombination aus einer zunehmend expansiven US-Geldpolitik und politischer Unsicherheit in den USA dürfte den Goldpreis weiterhin stützen. In den kommenden Monaten dürften sowohl die Geldpolitik der US-Notenbank als auch Donald Trumps Versuche, deren Souveränität zu untergraben, im Mittelpunkt des Goldmarktgeschehens stehen. Beide Faktoren dürften die bestehende, strukturell robuste Nachfrage – insbesondere von Zentralbanken – stützen und den Preis für eine Feinunze Gold auf Sicht von drei (sechs) Monaten auf 4.400 (4.600) US-Dollar steigen lassen.
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Eine ausführliche Erläuterung der genannten Fachbegriffe finden Sie in unserem Glossar.
Stand: 18.12.2025, DZ BANK AG / Online-Redaktion
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