Liebe Leser,
am 16. März hatte der DAX bei 8.255 Punkten ein Tief gebildet. Die darauffolgende Erholungsbewegung hat Kursgewinne von bis zu 23 % gebracht. Am 17. März schrieb ich den Beitrag „Kühlen Kopf bewahren: Die Aktienmärkte werden sich erholen“. Die erste Erholungswelle ist somit schon eingetreten.
Was meine ich damit, wenn ich nachfolgend in einigen Beispielen die Worte verwende, dass „die Corona-Epidemie unter Kontrolle“ ist? Damit meine ich, dass das exponentielle Wachstum der Neuinfektionen gestoppt wurde und dass die Gesundheitssysteme nicht überlastet sind. Von einem solchen kontrollierten Zustand aus kann entschieden werden wie die wirtschaftliche und gesellschaftliche Aktivität wieder hochgefahren wird. In einigen Ländern ist dieser kontrollierbare Zustand schon eingetreten.
Ich möchte bezüglich der Corona-Epidemie zunächst die positiven Punkte herausarbeiten.
- Kontaktverbote und strenge Hygiene helfen, das Virus einzudämmen. Das ist die Erfahrung aus Asien. Ganz beeindruckend ist das Beispiel aus Südkorea. Ich bin darum auch der Überzeugung, dass die beschlossenen Shutdowns in Europa ebenfalls positiv wirken werden.

Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/
- In China, Südkorea, Japan und Taiwan ist die Lage unter Kontrolle, zumindest den offiziellen Zahlen nach. Vor allem die Beispiele Japan und Südkorea sind beeindruckend, weil es in diesen Ländern gewaltige Ballungszentren mit Millionen von Menschen gibt. Die Menschen in diesen Ländern haben ihr Leben angepasst. Im öffentlichen Bereich werden Atemschutzmasken getragen, die Hände werden regelmäßig gewaschen und desinfiziert. Gearbeitet wird ebenfalls unter strengen hygienischen Schutzmaßnahmen. Die Regierungen organisieren Massentests und schicken infizierte Menschen konsequent in Quarantäne.
- Auch in Deutschland ist die Lage unter Kontrolle. Die Gesundheitssysteme sind noch nicht überlastet. Wir können sogar unseren Nachbarländern aushelfen. 12 Tage nach den verhängten Kontaktverboten (ich nenne die Beschränkungen jetzt einfach mal so) dürfte ein deutlicher Rückgang der Neuinfektionen zu verzeichnen sein. Wenn sich das bewahrheitet, wird schon nächste Woche lautstark über den Ramp-Up-Plan gesprochen, also darüber wie das wirtschaftliche Leben wieder hochgefahren werden kann.
- In den USA wird das COVID-19-Problem nun auch ernst genommen. Es wurden auch Kontaktverbote und Betriebsstillegungen verhängt. Der Höhepunkt der Infektionswelle in New York dürfte somit Ende nächste Woche zu erwarten sein.
Kritische Überprüfung meiner bullischen Markterwartung:
Meine These am 17. März lautete, dass der Aktienmarkt auf dem Höhepunkt der Infektionswellen seine Tiefs bildet. Aktuell gehe ich davon aus, dass die bisherigen Tiefs nicht mehr unterschritten werden. Warum? Weil die Corona-Epidemie schon nächste Woche in immer mehr Ländern dieser Welt unter Kontrolle sein wird und sich die politische Diskussion dann um die Ramp-Up-Pläne drehen wird. Wann müsste ich meine Meinung revidieren?
- Italien hat den traurigen Höhepunkt der Todeswelle mit 793 Todesfällen bislang am 21. März zu verzeichnen gehabt. Nun wird im ganzen Land konsequent auf heimische Quarantäne gesetzt. Wenn es neue Spitzenwerte bei Neuinfektionen und Todesfällen geben sollte, dann wäre meine These falsch, dass COVID-19 mit solchen Maßnahmen unter Kontrolle gebracht werden kann.
- Ich gehe davon aus, dass die politischen Entscheidungsträger schon nächste Woche über den Ramp-Up-Plan sprechen werden und dass das wirtschaftliche Leben ab dem 13. April 2020 wieder aufgenommen wird. Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann müsste ich meine These überdenken.
- Ich gehe davon aus, dass die Amerikaner die Corona-Epidemie schon Ende nächster Woche in den kontrollierten Zustand überführen können, so dass die Gesundheitssysteme nicht überlastet sind. Wenn das nicht gelingt, dann müsste ich meine These überdenken.
Fazit: Auch wenn es derzeit in diesen schweren Tagen kaum vorstellbar sein mag, kann sich schon Ende nächster Woche eine Perspektive ergeben, wie das Wirtschaftsleben kontrolliert wieder aufgenommen werden kann.
Was gibt es Neues beim regelbasierten Trendfolge-Depot?
Alstria Office musste ich nun verkaufen, weil die Aktie nicht mehr unter den Top-12-Positionen in den Trendstabilitäts-Ranglisten vorhanden war. Hier ist das Orderbuch meiner Volksbank:

Seit dem Start des Trendfolge-Events hat der DAX -22 % an Wert eingebüßt. Es war im Nachhinein betrachtet kein schöner Zeitraum für ein Trendfolge-System. Wenngleich mich auch die Marktampel und die Knock-Out-Produkte vor noch größeren Verlusten geschützt haben.
ASML bleibt weiterhin im Depot: Die Chipbranche ist noch einigermaßen robust!
Mein Depotwert befindet sich aktuell auf Rang 5 der Gesamtauswahl. Der niederländische Technologiekonzern hat sich auf so genannte Lithograhiesysteme spezialisiert, die zur Herstellung von Chips- und Halbleitern verwendet werden. Hier hat sich ASML bei so genannten EUV-Lithographiesystemen als technologisch führender Anbieter positioniert. Mit Hilfe dieser Technologie lassen sich Chipsätze mit kleinsten Abmessungen im Bereich von 5 bis 10 Nanometern schnell und kostengünstig herstellen. Diese neue Chip-Generation bildet die Grundlage für neue Technologien wie Artificial Intelligence, Big Data Analytics oder den neuen 5G-Mobilfunkstandard, um das exponentiell wachsende Datenvolumen schnell und effizient verarbeiten zu können.
Dank der hohen Rechenpower bei kleinsten Abmessungen sind diese Winzlinge auch für High-End-Smartphones oder das Roboterauto geradezu prädestiniert. Führende Halbleiterhersteller wie Intel, Samsung und TSMC, die allesamt zum Kundenkreis von ASML gehören, richten derzeit ihre Produktion konsequent auf diese neue Generation von Hochleistungschips aus, um gegenüber der Konkurrenz nicht den Anschluss zu verlieren. ASML dürfte daher trotz der aktuellen Unsicherheiten in Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie mittelfristig von weiter steigenden Produktabrufen bei hochpreisigen EUV-Lithographiesystemen profitieren können. Die Experten der UBS haben daher kürzlich das Kursziel für die Aktie mit 300 Euro bestätigt und die Einstufung auf "Buy" belassen.
Viele Grüße
Simon Betschinger