NEW YORK (dpa-AFX) - Am US-Aktienmarkt haben am Freitag Bedenken wegen hoher Bewertungen von Tech-Unternehmen die Stimmung belastet. In diesem Umfeld war von dem Schwung nichts mehr zu spüren, den zur Wochenmitte die US-Notenbank mit einer Leitzinssenkung ausgelöst hatte.
Grund für die triste Stimmung waren ein nur in einem kleinen Teil etwas schlechter als gedachter Geschäftsbericht des Chipzulieferers Broadcom sowie ein Bericht zu möglichen Verzögerungen beim Bau von KI-Rechenzentren des IT-Konzerns Oracle für OpenAI.
In diesem Umfeld gerieten Tech-Werte teils deutlich unter Druck. Während der Techwerte-Index Nasdaq 100 <US6311011026> rund zwei Stunden vor dem Handelsende um 1,3 Prozent auf 23.289,39 Punkte fiel, hielt sich der marktbreite S&P 500 <US78378X1072> mit einem Minus von 0,8 Prozent auf 6.845,41 Punkte besser. Beide setzten sich damit aber schon wieder von ihren Tagestiefs ab.
Der US-Leitindex Dow Jones büßte nach einem weiteren Rekord im frühen Handel zuletzt 0,3 Prozent auf 48.553,32 Punkte ein. Vorn zu finden waren hier Aktien aus Branchen abseits des KI-Trends: Der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble <US7427181091>, Coca-Cola <US1912161007>, der Versicherer UnitedHealth <US91324P1021>, McDonalds <US5801351017> und Boeing <US0970231058> legten zwischen gut einem und gut zwei Prozent zu.
Die Aktien des KI-Chipvorreiters Nvidia <US67066G1040> fielen hingegen um gut zwei Prozent. Abseits des Dow Jones knüpften der Software- und Hardware-Anbieter Oracle mit einem Verlust von 3,3 Prozent an ihren schwachen Vortag an - da hatte das Wachstum im KI-Bereich für Enttäuschung gesorgt.
Am Freitag schrieb nun die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, Oracle <US68389X1054> habe Fertigstellungstermine für einige der Rechenzentren für den Entwickler von KI-Modellen OpenAI von 2027 auf 2028 verschoben, vor allem wegen Arbeitskräfte- und Materialengpässen. Oracle reagierte aber mit einem Dementi. Demnach gibt es keine Verzögerungen mit Blick auf vertragliche Verpflichtungen.
Nach der langen Rally vieler KI-Werte scheint der Bericht dennoch bereits vor Wochen aufgekommene Sorgen genährt zu haben, wann Unternehmen angesichts knapper Ressourcen und damit eventuell noch höherer Investitionen mit ihren KI-Geschäften Geld verdienen werden.
Zudem sorgte der Chipzulieferer Broadcom <US11135F1012> für teils lange Gesichter. Denn der Apple <US0378331005>- und Google <US02079K1079>-Chipzulieferer schnitt im Schlussquartal sowie mit seinem allgemeinen Geschäftsausblick für das laufende Quartal zwar besser als erwartet ab, doch kamen Äußerungen zum KI-bezogenen Auftragsbestand schlecht an. Für die Broadcom-Aktie ging es um gut elf Prozent nach unten. Allerdings hatten sie erst jüngst ein Rekordhoch erklommen.
Besser sah es für den kanadischen Sportartikelhersteller Lululemon <US5500211090> aus, der mit seinem Quartalsbericht und einer Anhebung der Jahresprognose überzeugte. Goldman-Sachs-Analystin Brooke Roach schrieb, dass Lululemon die Erwartungen am Markt vor allem wegen der sehr starken Geschäftsentwicklung in der Volksrepublik China übertroffen habe. Der Aktienkurs legte um mehr als zehn Prozent zu. Das ist langfristig eher ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin könnte damit eine Erholung einsetzen, sollten Anleger Vertrauen fassen und weiter zugreifen./mis/jha/